Digitale Führung: 8 Komponenten für effektives Digital Leadership

Jun 30, 2022
8 Minuten Lesezeit
Digitale Führung
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Die Digitalisierung macht vor nichts und niemandem Halt – auch nicht vor der Chefetage. Trotzdem war digitale Führung in den meisten Unternehmen bis zur Corona-Pandemie kaum ein Thema. Erst seit quasi über Nacht die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice wechseln mussten, überdenken viele Unternehmen ihren Führungsansatz.

Aber: Digitale Führung funktioniert nicht einfach so, sie will gelernt sein. Einfach nur die gängigen Technologien zu kennen und traditionelle Führungsinstrumente eins zu eins in den virtuellen Raum zu übertragen, reicht nicht aus, um den Anforderungen des modernen Arbeitsalltags gerecht zu werden. Stattdessen braucht es eine neue, auf die digitale Transformation zugeschnittene Arbeitsweise und echte „Digital Leader“, die mit gutem Beispiel vorangehen.

Damit dir diese Umstellung gelingt, klären wir in diesem Artikel, was digitale Führung eigentlich ist, werfen einen Blick auf die Besonderheiten digitaler Teams und zeigen dir, welche Komponenten es für erfolgreiches Digital Leadership braucht.

Das erwartet dich:

  • Was ist digitale Führung?
  • Welche Herausforderungen bringt die Digitalisierung mit sich?
  • Besonderheiten digitaler Teams
  • 8 Komponenten für erfolgreiche Führung in digitalen Zeiten
  • Fazit: Digitale Führung erfordert ein Umdenken
  • Digitale Führung – FAQ

Was ist digitale Führung?

Digitale Führung (engl. „Digital Leadership“) ist mehr als nur technisches Know-how. Ein Team digital zu führen bedeutet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Distanz, also ohne räumliche Nähe zu führen, die Chancen der Digitalisierung zu erkennen und den digitalen Wandel im Unternehmen aktiv zu gestalten.

Hinter dem Begriff „Digital Leadership“ verbirgt sich also ein moderner Führungsstil, dessen Fokus darauf liegt, die digitale Transformation im Unternehmen anzustoßen und zu begleiten. „Digital Leader“ haben die Aufgabe, digitale Tools sinnvoll einzusetzen und das Unternehmen gut durch das digitale Zeitalter zu führen, indem sie Prozesse agiler, effizienter und zeitgemäßer gestalten (Stichwort „New Work“).

Welche Herausforderungen bringt die Digitalisierung mit sich?

Das digitale Zeitalter ist geprägt von einem stetigen und zugleich schnellen Wandel – auch in der Arbeitswelt. Prozesse werden zunehmend automatisiert und digitalisiert, Menschen arbeiten unabhängig von Zeit und Ort, der Arbeitsalltag lässt sich dank Homeoffice & Co. immer flexibler gestalten und Unternehmen sind zunehmend global vernetzt.

Flexibel zu agieren und ganzheitlich zu denken, wird angesichts dieser Veränderungen immer wichtiger. Die Anforderungen an Führungskräfte sind entsprechend so vielschichtig, anspruchsvoll und komplex wie nie zuvor.

Denn: Gute Führung in digitalen Zeiten bedeutet, den unterschiedlichen Interessen des Unternehmens, der Kunden und der Belegschaft in einer schnelllebigen, sich dynamisch verändernden Arbeitswelt gerecht zu werden. Außerdem gilt es, die Veränderungen jetzt so zu managen, dass man auch künftige Generationen nicht aus den Augen verliert.

Besonderheiten digitaler Teams

Die Arbeit in digitalen Teams bringt einige Besonderheiten mit sich, die Digital Leader kennen und berücksichtigen sollten:

  • Wenig persönlicher Kontakt
  • (Fast) keine Möglichkeiten für spontane Besprechungen
  • Teammitglieder arbeiten isoliert
  • Kommunikation findet überwiegend virtuell statt (z. B. via E-Mail, Telefon, Videokonferenzen, Slack & Co.)
  • Führungskräfte können die Leistung der Mitarbeitenden schwerer beurteilen
  • Kaum informeller Informationsaustausch
  • Mehr Potenzial für Missverständnisse
  • Zusammenarbeit findet unabhängig von Ort und Zeit statt
  • Verschiedene Kulturen treffen aufeinander

8 Komponenten für erfolgreiche Führung in digitalen Zeiten

Via E-Mail und Slack zu kommunizieren, statt zum Hörer zu greifen oder persönlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Schreibtisch vorbeizuschauen, macht noch kein echtes Digital Leadership aus. Führung muss sich vielmehr grundlegend ändern, damit sie den Anforderungen der Digitalisierung gerecht werden kann.

Acht Komponenten, die ein gutes Digital Leadership ausmachen, haben wir hier zusammengetragen:

1. Medienkompetenz

Natürlich brauchen Führungskräfte als Basis für Digital Leadership ein Verständnis für digitale Technologien. Sie müssen selbst damit arbeiten sowie einschätzen können, welche Technologien das Unternehmen wirklich voranbringen – und welche Apps und Anwendungen zwar nette Gimmicks sind, den digitalen Wandel aber nicht nachhaltig vorantreiben. Das heißt, gute Digital Leader sind technisch versiert und kennen die digitalen Methoden und Medien so gut, dass sie diese optimal einsetzen können, um das eigene Geschäft voranzutreiben.

2. Agilität

Die Anforderungen an Unternehmen ändern sich heutzutage oft und mit hoher Geschwindigkeit. Auf diese Veränderungen flexibel reagieren zu können, ist essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Komplexe Aufgaben lassen sich nicht mehr langfristig und im Detail durchplanen, gerade wenn es um digitale und IT-bezogene Projekte geht. Deshalb bedeutet Digital Leadership auch, agiler zu werden [Link auf “agiler zu werden” zum Artikel über agiles Arbeiten setzen] und Arbeitsabläufe neu zu denken. Ganz nach dem Motto von Peter Drucker, dem Pionier des modernen Managements:

Wir können die Zukunft nicht voraussagen, aber wir können sie gestalten.
― Peter Drucker

3. Eigenverantwortung und Autonomie

Digital Leadership bedeutet, den Rahmen dafür zu schaffen, dass Teams eigenverantwortlich arbeiten. Eine offene Feedbackkultur, individuelle Wertschätzung und viel Handlungsspielraum sorgen dafür, dass die Mitarbeitenden motiviert an die Arbeit gehen und bereit sind, dazu beizutragen, dass das Unternehmen seine Ziele erreicht. Statt nur zu delegieren und immer alles streng unter Kontrolle zu haben, sollten digitale Führungskräfte eine coachende Rolle einnehmen, als Sparrings-Partner für ihre Belegschaft auftreten und ihr Team befähigen, selbstbestimmt Erfolge zu erzielen. Unter dem Strich vertrauen gute Digital Leader also in die Fähigkeiten ihres Teams und geben lediglich die Richtung bzw. Ziele vor.

4. Vernetztes Denken und Handeln

Die komplexen Anforderungen des digitalen Wandels lassen sich nicht linear bewältigen. Stattdessen ist es die Aufgabe von Führungskräften, vorhandenes Wissen innerhalb ihres Netzwerks sinnvoll zu verknüpfen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in interdisziplinären Teams zusammenzubringen. Schließlich ist es heutzutage geradezu unerlässlich, dass abteilungs- oder unternehmensübergreifend an Projekten gearbeitet wird.

5. Innovation und Vision

Zentral für erfolgreiche digitale Führung sind auch ein starkes Ziel und eine gemeinsame Vision. Beides muss eindeutig kommuniziert werden, sodass jeder und jede im Team versteht, worauf hingearbeitet werden soll. Gute Digital Leader gehen dabei mutig voran, entwickeln gemeinsam mit ihrem Team innovative Lösungen sowie eine Vision und versuchen mit kreativen Ansätzen heute schon die Probleme von morgen zu lösen. Digital Leadership bedeutet also, die eigene Komfortzone zu verlassen und immer wieder Neues zu wagen. Das folgende Zitat von George Westerman, Dozent an der Sloan School of Management des MIT, bringt das noch einmal gut auf den Punkt:

Wenn man Digitalisierung richtig betreibt, wird aus einer Raupe ein Schmetterling. Wenn man es nicht richtig macht, hat man bestenfalls eine schnellere Raupe.
― George Westerman

6. Klare Kommunikation

Offen und eindeutig zu kommunizieren, ist in der digitalen Zusammenarbeit eine besonders wichtige Führungskompetenz. Wenn Teams eigenverantwortlich und von verschiedenen Orten aus zusammenarbeiten, ist es umso entscheidender, dass viel kommuniziert wird. Erwartungen sollten eindeutig ausgesprochen werden, die Kommunikationswege sollten klar sein und man sollte darauf achten, dass alle jederzeit die Informationen haben, die sie benötigen. Auch Möglichkeiten für informellen Austausch sollten aktiv von Führungskräften geschaffen werden.

💡 Eine Metaanalyse des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) bestätigt: Kommunikationsfähigkeit ist die mit Abstand (57 Prozent) am häufigsten genannte Kompetenz für Digital Leadership.

7. Mensch im Mittelpunkt

Führung dreht sich heutzutage immer stärker darum, Mitarbeitende zu motivieren, zu integrieren, zu befähigen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen – und weniger darum, den Arbeitsalltag zu managen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen mit ihren Bedürfnissen, Potenzialen, Stärken und Schwächen im Fokus digitaler Führungsarbeit. Ein rein hierarchischer Führungsstil ist deshalb im Kontext von digitaler Führung weniger erfolgversprechend als Führungsmethoden, die die Mitarbeitenden in den Fokus rücken und auf struktureller Unterstützung und Inspiration basieren.

8. Transparenz

Zu guter Letzt funktioniert digitale Führung nicht ohne Transparenz – egal ob bezüglich der Unternehmenswerte und -ziele oder was Strategien für die Zukunft angeht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten nicht länger nur wissen, was sie zu tun haben, sondern auch, warum sie das tun sollen. Diesen „Purpose“ transparent zu vermitteln und allen Mitarbeitenden jederzeit die nötigen Informationen zur Verfügung zu stellen, ist Aufgabe digitaler Führungskräfte.

Digital Leadership Komponenten
Komponenten für effektives Digital Leadership

Fazit: Digitale Führung erfordert ein Umdenken

Alles in allem bringt die Digitalisierung zahlreiche, teils tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt mit sich. Führungskräfte sollten verstehen, dass das digitale Zeitalter von dauerhaftem und zugleich schnellem Wandel geprägt ist, auf den es flexibel zu reagieren gilt. Rein hierarchische Top-Down-Führung hat in dieser digitalen Welt keinen Platz mehr.

Stattdessen braucht es für erfolgreiche Digital Leadership offenere und agilere Führungsmethoden, wie beispielsweise Objectives und Key Results (OKRs), die die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen und befähigen. Erfolgreiche digitale Führung erfordert entsprechend ein grundsätzliches Umdenken – zuallererst in den Köpfen der Führungskräfte, aber auch in der Belegschaft.

Digitale Führung – FAQ

Was ist Digital Leadership?

Digital Leadership ist ein moderner Führungsstil mit klarem Fokus auf der aktiven Gestaltung der digitalen Transformation innerhalb eines Unternehmens. Der Begriff fasst Werkzeuge und Vorgehensweisen zusammen, die essenziell sind, um Unternehmen in der digitalen Welt erfolgreich zu führen.

Wie führe ich digital?

Digitale Führung funktioniert nur, wenn Vorgesetzte vernetzt denken, ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen, Wertschätzung zeigen, flexibel und agil operieren, digitale Kompetenzen besitzen, klar kommunizieren und ihr Team befähigen, eigenverantwortlich innovative Ideen zu entwickeln und auf eine gemeinsame Vision hinzuarbeiten.

Was sind Beispiele für digitale Führungsinstrumente?

Zu den am meisten genutzten Instrumenten für Digital Leadership zählen unter anderem Instant-Messaging-Dienste wie Slack, webbasierte Projektmanagement-Software wie Trello oder Asana, OKR-Tools wie Mooncamp für das Management von Zielen, Plattformen für die Videotelefonie wie Microsoft Teams und Anwendungen für die virtuelle Zusammenarbeit wie SharePoint.

Welche neuen Kompetenzen benötigt eine Führungskraft im Rahmen der Digitalisierung?

Führungskräfte benötigen im digitalen Zeitalter unter anderem verstärkt Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit, Wertschätzung, Empathie, technisches Verständnis und Innovationskraft.

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