OKR Vorteile: 9 Gründe heute mit OKRs zu starten
Google, Netflix, Adobe, Spotify und Co: Immer mehr Firmen setzen auf Objectives und Key Results. Die Vorteile von OKRs sind vielfältig, manchmal aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Gerade in Krisenzeiten – wie der Corona-Pandemie – bietet es sich für Unternehmen an, noch einmal über einen Wechsel im Management-Stil nachzudenken. Denn Unternehmen, die OKRs leben, kommen besser mit einer sich spontan ändernden Umwelt klar, als klassisch geführte Old-Work-Dampfer.
John Doerr, Autor von Measure What Matters, fasst die wesentlichen OKR Vorteile mit dem eingängigen Akronym "F.A.C.T.S." zusammen:
- Fokus
- Alignment (Ausrichtung)
- Commitment (Verantwortung)
- Tracking (Messbarkeit)
- Stretch (Ambition)
Neben diesen Vorteilen, auf die im Folgenden näher eingegangen wird, gibt es jedoch noch eine Reihe weiterer essenzieller Vorteile:
- Agilität und Anpassungsfähigkeit
- Autonomie und Selbstorganisation
- Effektive Kommunikation
- Employee Engagement
1. Fokus
Sowohl Objectives als auch Key Results sind nach dem OKR-Modell in ihrer Anzahl limitiert. Aus gutem Grund: Wenn alle Ziele und Projekte in ihrer Bedeutung gleichgewichtet wären, hätte man nichts gewonnen. Im Gegenteil: Entscheidungsparalyse und unklare Prioritäten wären die Folge.
Durch die einfache Begrenzung auf 2-4 Objectives pro Team und 2-4 Key Results pro Objective, wird Fokus auf das Wesentliche gewährleistet. Es hilft also dabei im Arbeitsalltag das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Mehr noch als das: Für Mitarbeitende wird es nun einfacher “Nein” zu sagen, wenn Anfragen von außen reinkommen, die die OKRs nicht berühren, ohne dass sie sich schlecht fühlen müssen.
Ein weiterer Aspekt, der zu einem erhöhten organisationalen Fokus führt, ist der zeitlich begrenzte OKR Zyklus (zumeist 3 oder 4 Monate), für welchen die OKR-Sets gelten. Weniger dringende Ziele werden also auf ganz natürliche Art und Weise ausgesiebt.
Ein gutes Beispiel dafür, wie zwei simple Regeln weitreichende Vorteile mit sich bringen können.
Zuletzt: Die teaminternen Diskussionen über das was wirklich wichtig ist haben zur Folge, dass sich der Sinn um die Ziele schärft, die das Team oder die Organisation nach vorne bringen, was uns zum nächsten Vorteil von OKRs bringt:
2. Alignment (Ausrichtung) und Zusammenarbeit
Der Einsatz von OKRs schafft Alignment innerhalb der gesamten Organisation. Das Leadership erarbeitet für gewöhnlich ein OKR-Set auf Unternehmensebene, an welchen sich die OKRs der Abteilungen und einzelnen Teams ausrichten. Das bringt zwei zentrale Vorteile mit sich: Ein klarer Sinn und Zweck (oder: Purpose), der durch die Unternehmensvision und die darunterliegenden OKRs der Führungsebene beschrieben wird, lässt alle Teams und Mitarbeitenden an einem Strang ziehen.
Der zweite, weniger offensichtliche Vorteil, ist die gemeinschaftliche Erarbeitung der OKRs und die funktionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Teams und Abteilungen. Die Verwendung gemeinsamer OKRs verbessert nicht nur die Zusammenarbeit, sondern löst auch gegenseitige Abhängigkeiten auf und vereinheitlicht konkurrierende Initiativen.
💡 Laut dem Harvard Business Review sind Mitarbeitende mit hohem Alignment mehr als zweimal so wahrscheinlich Leistungsträger:innen als ohne.
3. Commitment (Verantwortung)
Die Teams übernehmen die Verantwortung für ihre Ziele, mit klaren Erfolgskriterien. Diese Verantwortung ergibt sich aus der Transparenz, mit der die OKRs im gesamten Unternehmen kommuniziert werden. Denn sowohl der Umstand, dass alle Mitarbeitenden im Normalfall die OKRs aller Teams und des Unternehmens kennen, als auch das Wissen darüber, dass der Fortschritt von OKRs dank der Key Results genau gemessen wird, schaffen Vertrauen und ein Gefühl der Verpflichtung.
Jedes Teammitglied steht also in der Verpflichtung anderen zu signalisieren, dass es auf seine OKRs hinarbeitet. Ob das über ein Google Sheet Tracking Template oder eine eigene OKR Software geschieht, ist dabei egal.
Genauso wenig ist es relevant, ob Key Results dann tatsächlich zu 100 % erfüllt werden oder nicht. Wichtig ist nur, dass alle das Möglichste gegeben haben.
4. Tracking (Messbarkeit) und Transparenz
Durch Objectives wird die Richtung vorgegeben, der tatsächliche Erfolg wird über die Key Results erfasst. Gut formulierte Key Results, die tatsächlichen Outcome (und nicht nur Output) messen, sind daher das Brot und Butter einer erfolgreichen OKR-Strategie.
Zusammen mit dem OKR Vorteil der Transparenz, kann sich jeder Mitarbeitende auf einen Blick einen Eindruck des Fortschritts bzw. Erfolgs von Teams, Abteilungen oder der gesamten Organisation verschaffen. So sprechen alle Mitarbeitenden die gleiche Sprache und jeder kann für sich prüfen, ob sie mit ihren OKRs auf **Kurs sind oder ob Initiativen ergriffen werden müssen, um gegenzusteuern. Dies birgt wiederum den Vorteil in sich, dass datengetriebene Entscheidungen getroffen werden können, und man sich nicht auf sein Bauchgefühl verlassen muss.
💡 Potenzieller Fallstrick: Es ist hier besonders wichtig, dass tatsächlicher Outcome gemessen wird, und nicht nur bloßer Output. Man spricht hier manchmal auch von sogenannten Vanity Metrics, d.h. Kennzahlen, die keinen wirklichen Aufschluss über die tatsächlich erbrachte Leistung geben (siehe Abbildung unten).
Die nachstehende Abbildung verdeutlicht den Unterschied zwischen Metriken, die Output- bzw. Outcome-getrieben sind.
5. Stretching (Ambition)
Ein OKR Vorteil, der oft übersehen wird, ist das “Streben nach mehr”. Die OKR-Methode ist derart konzipiert, dass sie Teams und Einzelpersonen hilft, über den Tellerrand hinauszuschauen.
Obwohl die Key Results mit messbaren Ergebnissen feststehen, haben die Teams bzw. Einzelpersonen die Freiheit zu entscheiden, welche Maßnahmen am ehesten zu den gewünschten Ergebnissen führen und können verschiedene Ansätze und Taktiken ausprobieren, bis die Key Results erreicht sind. Mit anderen Worten: OKRs zwingen Organisationen von Natur aus dazu, etwas mehr herauszuholen und nach Größerem zu streben, als sie für möglich hielten.
Als angenehmer Nebeneffekt werden damit auch kreative und innovative Lösungsansätze gefördert, um die unerreichbar geglaubten Ziele zu erreichen.
💡 Hinweis: Wie ambitioniert die Ziele sind, ist kulturabhängig. Während beispielsweise in den USA ambitionierte Ziele ("Stretch goals") gang und gäbe sind, werden in Deutschland eher etwas konservativere und vorsichtigere Ziele gesetzt.
Potenzieller Fallstrick: Es ist extrem wichtig, dass OKRs von der Vergütung entkoppelt werden.
Funfact: Aus dieser Idee ist übrigens der erste Teil unseres Firmennamens Mooncamp entstanden.
Das waren die von John Doerr genannten OKR Vorteile. Doch die Vorteile von OKRs sind mannigfaltig und nicht in Gänze durch die F.A.C.T.S. abgedeckt.
Es gibt aus unserer Sicht noch 4 weitere wesentliche Vorteile von OKRs.
6. Agilität und Anpassungsfähigkeit
Bevor die OKR-Methode populär wurde, war es in den meisten Unternehmen üblich Ziele auf Jahresbasis zu bestimmen und diese auch nur jährlich zu evaluieren. Das ist in der heutigen Arbeitswelt offensichtlich eine viel zu langsame Taktung und reduziert die Reaktionsfähigkeit von Organisationen.
Durch kürzere OKR-Zyklen von drei oder vier Monaten können Unternehmen schneller und öfter auf Veränderungen reagieren und Anpassungen vornehmen. Die Vermutung liegt nahe, dass Unternehmen mit einem funktionierenden OKR-Framework weitaus effektiver durch die Corona-Pandemie navigieren können.
7. Autonomie und Selbstverantwortung
Dadurch, dass Teams ihre OKRs eigenständig formulieren und selbst entscheiden können, wie sie ihre OKRs erreichen wollen, haben Mitarbeitende ein besonderes Maß an Autonomie und Selbstverantwortung. Das führt dazu, dass Teams und Einzelpersonen insgesamt handlungsfähiger, reaktionsschneller und agiler werden, ohne durch Bürokratie oder Freigaben von oben blockiert zu werden.
8. Effektive Kommunikation
Bei OKR-Unternehmen bekommen alle Mitarbeitenden die Ziele aller Teams und des Unternehmens offen kommuniziert. Auch der Grad der Zielerreichung ist zu jeder Zeit völlig transparent einsehbar. Statt einem Hinterzimmer-Klima von Ellenbogen und Missgunst herrscht also ein offener Austausch mit Kollegen und Kolleginnen.
Durch diverse OKR-Events, wie OKR Planning, OKR Review, OKR Retro und wöchentliche Check-ins, wird die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb von Teams und zwischen Abteilungen zusätzlich gefördert. Vorteile, die sich hieraus ergeben, sind hier zum Beispiel die Identifikation von gemeinsamen Zielen und Initiativen, das Anbieten von Unterstützung, wenn OKRs vom Kurs abkommen, spontane Umverteilungen von Ressourcen oder das Ausmachen von gegenläufigen Initiativen.
9. Employee Engagement
Employee Engagement: Der heilige Gral, wenn es um Mitarbeiterbindung und Employer Branding geht. Dieser Vorteil von OKRs ist das Ergebnis der vorgenannten Vorteile. Autonomie, mehr Verantwortung und Selbstbestimmtheit, Transparenz, Zusammenarbeit und Zusammenhalt, das Gefühl sinnstiftender Arbeit und ein messbares Ergebnis der Arbeit, die man erreicht hat. All diese Faktoren führen zu höherer Mitarbeiterzufriedenheit, einer höheren Mitarbeiterbindung an das Unternehmen und insgesamt glücklicheren Mitarbeitenden.
Fazit: OKR Vorteile
Zum Schluss sollte angemerkt werden, dass OKR natürlich kein Allheilmittel ist und es eine Reihe weiterer wichtiger Aspekte zu berücksichtigen gibt, wenn man eine gesunde Unternehmenskultur schaffen will. Dennoch sind OKRs – wenn richtig umgesetzt – eines der mächtigsten Werkzeuge, die es gibt, um in Unternehmen positive Veränderung zu schaffen.